Was ist ein EQUIDOM ?
Sind Sie pferdebegeistert und würden Ihren vierbeinigen Freund gerne stärker in Ihr Leben einbinden – so Sie züchten – Ihre Stute/-n in der Phase ihrer Schwangerschaft, der Geburt und dem Aufwachsen ihres Fohlens bei sich haben wollen, jederzeit reiten können, ohne erst per Auto zum Pensionsstall fahren zu müssen und so noch mehr Freude an Ihrem Hobby gewinnen ? Was für Möglichkeiten gibt es, einen solchen Traum optimal umzusetzen?
Eine Möglichkeit stellt das System des Equidoms (Equi = Pferd / domus = wohnen) dar. Die Idee entstand im Zuge verschiedener Wohnformen mit unseren Pferden, welche wir durchlebten, formte sich aus den schönen aber auch schweren Momenten, welche uns dabei begegneten. Dieser Weg des Reifens fing mit „Flash“ an, einem Dressurpferd, welches sich quasi als Begleiter meiner Frau mit einheiratete. Zu diesem Zeitpunkt lebten wir noch in einer Wohnung und fuhren als Konsequenz beinahe täglich etwa 20 Kilometer zu einem grossen Reitstall bei Basel, den wir nach unseren Vorstellungen für „Flash“ ausgesucht hatten. Verbunden war das mit gemütlichen Gesprächen in der Reiterstube mit Ähnlichdenkenden, mit Kursen und Seminaren, an welchen wir teilnahmen und dabei die Infrastruktur der Reitanlage genossen, aber auch mit den seltsamen Wundern des plötzlich Verschwindens von unseren und anderer Reitutensilien oder mit Menschen, welche in ihrer Unzufriedenheit die Harmonie der Gemeinsamkeit im Reitverein ins Ungleichgewicht brachten. Auch die Fahrten bei jeder Witterung nach Feierabend zum Stall liessen die Begeisterung für diese Lösung nicht wirklich wachsen.
Also entschieden wir uns, ein älteres Haus mit Stall zu kaufen und umzubauen. Natürlich konnte „Flash“ nicht alleine stehen und so zog der Gegenpol zu unserem mit Elchschaufel versehenen Chaoten ein – die Ruhe in Form eines militärisch ausgebildeten Haflingers. Nun konnten wir also ohne grosse Umstände nach Feierabend gemeinsam ausreiten und unsere Pferden so halten, wie wir das als richtig empfanden. Einzig – die Infrastruktur der Reitanlage, welche wir bis anhin genossen hatten, gab es nun nicht mehr und auch die Geselligkeit fehlte. Man lebte sein Hobby alleine, tauschte sich vielleicht mit den nahewohnenden Bauern aus, deren Ansichten über Pferdezucht und Tierhaltung nicht immer mit unseren konform liefen oder musste, wenn die Sehnsucht nach einer Halle gross war, die Pferde halt verladen und dort hinfahren. Da beide beruftätig waren, merkten wir auch, dass es Tage gab, wo die arbeitstechnische Belastung, welches ein Halten der eigenen Pferde am Hof mit sich bringt, zu gross wurde.
Wir entschlossen uns folglich, das Hobby berufsmässig in unser Tun einfliessen zu lassen und kauften den „Forsthof“, eine zauberhafte Hengststation mit eigener Reithalle, Reitplätzen, 20 Boxen und Wohnhaus. Nach der ersten Euphorie merkten wir, dass die Mehrarbeit neben der Architektur um die Pferde uns keine Zeit mehr liess, unser Hobby zu genießen. Auch vermissten wir weiterhin die Geselligkeit des Vereinslebens. Besucher, welche wir im Sommer zum Kaffee auf unsere Terrasse einluden, beneideten uns zwar um die Idylle, die Erinnerungen an „Ferien auf Immenhof“ aufkommen ließen, wenn man im Schatten der Bäume seinen Kuchen mit Blick auf die zufrieden grasenden Pferde genießen konnte, aber die nicht enden wollende Arbeit und teils unzuverlässige Mitarbeiter trübten unsere Freuden.
Nach all diesen Erfahrungen, welche in dieser Homepage teils für interessierte Leser als Geschichten seitens meiner besseren Hälfte festgehalten wurden, entstand die Idee des Equidoms: Eine Kombination kleinerer Höfe (Hofhäuser) von Gleichgesinnten, welche Privatheit erlauben, kombiniert mit einer zu diesen Höfen gehörenden, gemeinsamen Reitanlage, welche dem Gemeinschaftlichen dient und gemeinsam verwaltet wird. Dazu eine Infrastruktur, welche die Anlage pflegt, sich auf Wunsch um das Einkaufen von Kraft- und Rauhfutter, das Organisieren von Schmied- und Tierarztterminen, die Entmistung der Ställe und die Entsorgung des Mistes oder die Lagerung der Einstreu kümmert. Menschen um sich zu haben, welche auch bei einem Kurzurlaub die Pferde zuverlässig und verantwortungsbewusst versorgen. Leben auf einer Anlage, welche gleichzeitig Geselligkeit unter Gleichdenkenden zulässt, aber auch Rückzugsmöglichkeiten in den eigenen Hof bietet, in welchem man seine Pferde nach eigenen Vorstellungen hält.
Oder anders formuliert:
Den Reitsport auf einer gepflegten, modernen Reitanlage mit Möglichkeit des Weideganges, einer Reithalle, besten Trainingsmöglichkeiten und einem weitläufigen Reitwegenetz in seiner schönsten Form genießen zu können, ohne sich im Winter sputen zu müssen, weil die Halle übervoll ist und dazu noch beide Zirkel von longierenden Leuten blockiert werden oder ein Springreiter eine Gymnastikreihe aufbaut, um ohne Rücksicht auf eventuelle Verluste Oxer und Steilsprünge zu überwinden.
Eine Anlage, welche einen im Sommer nicht zum Frühaufsteher werden lässt, weil man dem eigenen Pferd noch einen Grasauslauf sichern möchte, bevor die Vereinskollegen die Weiden mit ihren Pferden blockieren wie die All-inclusive-Touristen mit ihren Badelaken die Liegen am Pool.
So entstand also das Konzept des Equidoms.
Ausgangslage und Projektstudie
Basis der Anlage ist das mit einem Restaurationsbetrieb ausgestattete Hotel „Royal Garden“, welches Dreh- und Angelpunkt des Equidoms darstellt. Die Equidom-Bewohner sollen also von einem Rundum-Service seitens des Hotels mit eigener, pferdeorientierter Struktur profitieren. So können Sie hier auf Wunsch beispielsweise folgende Dienstleistungen in Anspruch nehmen:
- Entmistung, Reparaturen, Versorgung mit Futter, Heu, Stroh etc
- Überwachung Ihrer Anlage und Ihrer Pferde beispielsweise während Ferienaufenthalten
- Übernachtungs- und Bewirtungsmöglichkeiten für Ihre Gäste
- Organisation Ihrer Festivitäten
- Erholung und Wellness
- Organisation von Seminaren und Kursen
- Organisieren von Schmied, Tierarzt, Hilfe bei Fohlengeburten und vieles mehr…
Für Reiter, welche einen Geländeritt schätzen, ist durch das an die Anlage anschliessende, sich immer weiterentwickelnde Reitwegenetz des Teutoburger Waldes optimal gesorgt .
In der Parkanlage des Hotels werden die sechs Hofhäuser (Grundstücksflächen zwischen 800 – 1.000 m2) gemäss nachfolgendem Plan integriert. Hierbei gibt es bewusst keine Architektenbindung, denn die Bauherrschaft und der Architekt sollen in Ihren Ideen und Visionen zueinander passen, quasi eine Einheit bilden. So können Sie hier selber entscheiden, wer Ihr neues Lebensdomizil entwerfen respektive bauen soll.
Zwischen dem Hotel und den Häusern ist eine Pufferzone als Gemeinschaftseigentum eingeplant, auf welcher sich das Dressurviereck (20 x 40 m) und die Reithalle ( ebenfalls 20 x 40 m ) befinden und welche zusätzlich dazu beitragen soll, die Parkstruktur, in der man die Seele baumeln lassen kann, zu erhalten. Diese Gemeinschaftszone soll beim Grundstückskauf anteilig miterworben und gemeinsam verwaltet werden.
Eingetragene Projektidee mit den 6 Wohnparzellen für die Hofhäuser (gelb) inklusive den jeweils 2 Parteien gehörenden Longierzirkeln (schwarze Kreise), dem gemeinschaftlichen Pufferbereich für Reithalle und Dressurviereck (grün) und dem Hotelbereich (blau)
Die roten Kreise deuten die Standorte der bestehenden Bäume an, welche erhalten bleiben und somit das parkähnliche Ambiente erhalten sollen
Individuelle Hofhäuser
Unser gesamtes Leben baut auf Polarität und der dadurch entstehenden Bewegung auf (so Sie interessiert sind, finden Sie diesbezüglich weitere Gedanken unter dem Kapitel „Architektur für Körper, Geist und Seele“). So soll eine Anlage, ein Haus etc. beispielsweise Rückzugsmöglichkeiten wie auch Gemeinschaftszonen bieten. Dieser Idee entspricht das Hofhaus, hinter dessen Mauern man sich frei entfalten, zurückziehen, seinen eigenen Hof führen kann. Man hat sein eigenes, individuelles Reich. Um diese individuelle Vielfalt zu fördern, soll eine möglichst große Freiheit auch hinsichtlich der architektonischen Gestaltung gestattet werden und Wohnhäuser mit bis zu 2 Geschossen und freien Dachformen in freier Materialwahl erstellt werden dürfen. Einzig die Struktur des Hofhauses soll gewährleistet bleiben.
Der Boxentrakt ist so orientiert, dass er an angrenzendem Weideland gelegen ist, welches man pachten kann. Der Mist wird in Spezialbehältern beim Hofhaus gelagert und von dort aus entsorgt.
Um eine möglichst große Sicherheit im Bezug auf die Pferdehaltung auf den Privatgrundstücken gewährleisten zu können (Stuten / Fohlen / Hengste / Wallache auf verschiedene Paddocks), sollen Zäune mit einer Maximalhöhe von 2,20 m (auch entlang der Grenze) errichtet werden dürfen.
Gemeinschaftsanlage
Der parkähnliche Bereich zwischen den Hofhäusern und dem Hortel soll als Gegenpol neben dem individuellen Reiten gemeinschaftlichem dienen – Gedankenaustausch, gemeinsame Aktionen, Kurse etc. Hier finden sich die Reithalle mit Hufschlag 20m x 40m und der Aussenplatz mit Hufschlag 20m x 40m . Des weiteren ist ein Seitenstreifen von ca. 4m längs der Halle vorgesehen, welcher den Platz für Gastboxen zwecks kurzfristigem Unterstellens von Pferden, Platz für Heu und Stroh (eventuell für einen Springparcours) etc. bieten soll.
Im vorderen Bereich der Reithalle soll ein Clublokal für ca. 20 Personen (beispielsweise für Sitzungen der Grundstückseigentümer) mit Miniküche, Vorratsraum und entsprechenden Sanitäranlagen die Selbstverwaltung des „Equidoms“ durch die Grundstückseigentümer ermöglichen.
Wie bereits erwähnt, stellt das Projekt eine Machbarkeitsstudie dar. Es existiert noch eine andere Variante für die weitere Entwicklung der Hotelanlage. Uns schien es aber interessant, hier aufzuzeigen, wie ein solches Projekt entstehen und mit wie wenig Aufwand es publiziert und beworben werden kann.
Michael Bröckel
Dipl.Architekt ETH